Bodensee-Duft-Blog
Bodensee Wasserpegel Frühjahr 2025: Trockenheit am Bodensee

Der Bodensee – seit jeher Symbol für Weite und Natur. Doch in diesem Frühjahr präsentiert sich das vertraute Bild in einem neuen Licht: Niedrigwasser, trockene Uferzonen und ungewohnte Landschaften prägen den Blick.
Aktuelle Situation: Der Bodensee auf dem Tiefstand
Die Luftaufnahmen, die aktuell durch Medien wie n-tv oder Focus kursieren, zeigen ein ungewohntes Bild: Der Wasserstand des Bodensees ist so niedrig wie seit 40 Jahren nicht mehr. Schiffe liegen trocken, Algenfelder bedecken die Seeränder und in Konstanz oder Lindau kann man vielerorts den Grund des Sees sehen. Besonders dramatisch: In einigen Häfen wie am Untersee ist das Wasser so weit zurückgegangen, dass ganze Bootsanleger unbenutzbar sind.
Ursachen der extremen Trockenheit
Was steckt hinter dem rekordverdächtigen Niedrigwasser? Mehrere Faktoren wirken zusammen: Zum einen hat der vergangene Winter deutlich weniger Schneefall gebracht – und das bedeutet, dass weniger Schmelzwasser aus den Alpen in den See gelangt. Zum anderen hat es über Monate hinweg kaum nennenswerte Niederschläge gegeben. Der Klimawandel verstärkt diese Effekte zusätzlich, indem er die Wetterverhältnisse verändert: Mehr Sonne, mehr Verdunstung, weniger Nachschub.
„Unsere Prognosen gehen davon aus, dass die Wasserstände zunächst noch um weitere zehn Zentimeter sinken werden“, erklärt Hydrologe Philemon Diggelmann vom Amt für Umwelt im Kanton Thurgau. Doch damit ist der Bodensee nicht allein – weltweit verändern sich Wasserzyklen, und die Region steht exemplarisch für die Herausforderungen eines neuen ökologischen Gleichgewichts.
Folgen für Natur und Umwelt
Die Auswirkungen des sinkenden Pegels auf das Ökosystem des Bodensees sind vielfältig. Die Wassertemperaturen steigen – von durchschnittlich 10,2 Grad im Jahr 1962 auf rund 14,1 Grad im Jahr 2024. Das bedeutet Stress für viele Fischarten, deren Sauerstoffversorgung durch Algenwucherung und Wärme eingeschränkt wird.
Gleichzeitig verlieren Fische wie der Hecht wichtige Laichplätze, die sie normalerweise in flachen Schilfgebieten finden. Je geringer das Wasservolumen, desto empfindlicher reagiert das Gleichgewicht des Sees auf Temperaturschwankungen und Nährstoffeintrag.
Auswirkungen auf Tourismus und Freizeit
Natürlich bleibt auch der Tourismus von der Veränderung nicht unberührt. Viele Uferzonen sind breiter, Häfen schwerer erreichbar. Dennoch setzen die Ausflugsbetriebe auf Anpassung und Optimismus: Die Weiße Flotte startet wie geplant in die Saison, auch wenn nicht jeder Hafen wie gewohnt angesteuert werden kann.
Gleichzeitig entdecken viele Besucher neue Perspektiven – freigelegte Uferzonen, bizarre Strukturen am Seegrund und einzigartige Fotomotive.
Positive Entwicklungen und Hoffnung
Trotz aller Herausforderungen gibt es auch Lichtblicke. Regen ist laut Wetterdienst ab Mitte April wieder in Sicht – und bereits geringe Mengen können den Wasserstand stabilisieren. Auch Fachleute zeigen sich vorsichtig optimistisch: Der Trinkwasserspeicher des Bodensees ist bei Weitem nicht gefährdet.
Teresa Brehme vom Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung betont: „Nach heutigen Erkenntnissen werden wir auch in Zukunft genügend Wasser im Bodensee haben.“ Die natürliche Dynamik des Sees bleibt intakt.
Natürlicher Wasserkreislauf des Bodensees
Der Bodensee war schon immer ein dynamisches System. Schwankende Pegelstände sind kein neues Phänomen, sondern Teil des natürlichen Wasserkreislaufs. Gerade die Abhängigkeit vom Schmelzwasser aus den Alpen sorgt jedes Jahr für saisonale Veränderungen – mal stärker, mal schwächer.
Auch die Verdunstung und der Zufluss über Flüsse wie die Bregenzer Ach oder den Alpenrhein spielen eine bedeutende Rolle – ein fein abgestimmtes Gleichgewicht, das sich in einem wärmer werdenden Klima neu einpendeln muss.
Der Bodensee als nachhaltige Wasserquelle
Trotz aktuell niedrigem Pegel bleibt der Bodensee eine der wichtigsten Trinkwasserquellen Europas. Mit 48 Milliarden Kubikmetern Wasser fasst er ein riesiges Volumen – jährlich werden nur rund 130 Millionen Kubikmeter entnommen. Das ist ein Bruchteil dessen, was durch Verdunstung verloren geht.
Auch in Zukunft, so versichern Expert:innen, sei die Versorgung gesichert. Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt der regionalen Wasserwirtschaft – ein Vorbild für andere Regionen.
Regionale Initiativen und Anpassungen
Anpassung ist gefragt – und wird bereits aktiv umgesetzt. Häfen werden optimiert, Zuflüsse reguliert, Renaturierungsprojekte vorangetrieben. Kommunen, Tourismusverbände und Umweltinitiativen arbeiten Hand in Hand, um sowohl Besucher als auch Umwelt zu schützen.
Tipps für Besucher bei der aktuellen Trockenheit am Bodensee
Auch bei niedrigem Pegel bietet der Bodensee Erlebnisse pur: Spaziergänge an ungewöhnlich breiten Stränden, Vogelbeobachtung im Wollmatinger Ried, Fototouren zu freigelegten Wurzelstrukturen. Geheimtipps wie die zu Fuß erreichbare Insel Hoy bei Lindau machen die Trockenheit zur Attraktion.
Was der Pegelstand freigibt, ist oft überraschend: Treibholz, Sandformationen, Muster im Seeboden.
Fazit
Der Bodensee bleibt trotz aktuell niedriger Wasserstände ein bedeutender Natur- und Lebensraum mit vielfältiger ökologischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Die Situation verdeutlicht, wie eng Wasserhaushalt, Klima und menschliches Handeln miteinander verwoben sind – und wie wichtig ein bewusster, nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen ist.